Mathias ist in Schweden geboren und aufgewachsen, ruft jedoch von seinem Büro in Guatemala aus an, wo er als Diplomat arbeitet. Er lebt mit seiner Frau, zwei Töchtern, zwei Labradoren und seinen afrikanischen Papageien. Mathias trägt ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf offen ist, hat einen Ohrring im linken Ohr und lacht freundlich. Zwischen Besprechungen, Reisen und Kaffeepausen nimmt er sich Zeit für dieses Interview mit Paracord.eu.

Er liebt seinen Beruf, aber er genießt auch die Zeit, die er seinem Paracord-Hobby widmet. „Jeden Tag, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, verbringe ich ein paar Stunden damit, mit Paracord zu arbeiten. Ich nutze es als Ventil für Energie und Kreativität, damit ich mich vom Arbeitsalltag erholen kann. Man kann nicht fernsehen und gleichzeitig routinemäßig ein kompliziertes Armband anfertigen. Es ist zwar repetitiv, aber es erfordert Konzentration. Es ist eine gute meditative Tätigkeit.“

Entdecken von paracord

Mathias begann mit der Herstellung von Taschen, als er in Afrika lebte. „Da meine Familie und ich viel reisen, interessierte ich mich für Taschen. Ich wollte, dass sie funktional und schön ist. Meine Frau und ich begannen, selbst Ledertaschen zu entwickeln, da Leder und Arbeit in Äthiopien sehr günstig waren. Nach einer Weile hatten wir zwei oder drei Taschenmodelle, die wir verwenden und verkaufen konnten. Allerdings waren meiner Meinung nach die Griffe der Taschen immer noch zu schwach und zu dünn.“

„Auf einer Reise nach Guatemala besuchten wir einen Outdoorshop und dort entdeckte ich Paracord Typ 1“, fährt er fort. „Ich lernte, wie man einen Cobra-Knoten macht, und knotete es über die Griffe der Taschen, damit sie bequemer wurden. Als zusätzliches Detail habe ich es auch für den Reißverschluss verwendet. Ehrlich gesagt war es geschäftlich kein großer Erfolg, weil die Taschen jetzt zu teuer wurden.“

 

Ein neues Abenteuer: Kruger EveryDay Carry

Obwohl nicht sofort ein Erfolg, war es der Beginn eines neuen Abenteuers: Mathias' eigener Webshop Kruger EveryDay Carry. „Ich habe in den sozialen Medien gesehen, dass es eine Subkultur gibt, in der Leute zum Spaß Armbänder aus Paracord herstellen. Also fing ich an, das selbst zu lernen und merkte, dass das viel interessanter ist als Taschen, wenn man Geld verdienen will.“

„Mein Bruder ist ein Outdoor-Typ. Er sagte zu mir: ‚Mathias, du solltest dir das EDC-Konzept anschauen: EveryDay Carry.‘ Das tat ich und entdeckte, dass alles, was ich möchte - Paracord, Messer, Taschentücher und Münzen - unter diesem Konzept zusammenkam. Das gefiel mir so gut, dass ich es zu meiner eigenen Marke entwickelte. Und die Produkte in meinem Webshop, die ich am meisten liebe, sind die Produkte, die ich selbst entworfen und entwickelt habe.“

„Durch Paracord bin ich auch zur Leder- und Metallverarbeitung gekommen. Ich habe einen Silberschmiedekurs gemacht, damit ich Silberteile herstellen kann. Die Tags auf meiner Website sind zum Beispiel von mir handgefertigt. Ich bin auch stolz auf einige Perlen, die ich zusammen mit Covenant Gears, einer Marke aus Indonesien, gemacht habe.“

„Das Schönste am DIY-Prozess ist, dass man ein Rohmaterial hat, etwas damit macht und daraus dann ein Produkt wird. Ein paar dieser Designs sind komplett von mir, das macht Spaß.“

 

Arbeiten mit paracord

„Ich habe alle Arten von Paracord ausprobiert. Ich begann als großer Fan des Atwood 550-Seils. Das Innere dieses Seils besteht aus Nylon, der Mantel jedoch aus Polyester. Dann habe ich mit PullTightParacord aus den USA darüber gesprochen, was die beste Art von Paracord ist. Er sagte, das beste Paracord müsse zu hundert Prozent aus Nylon bestehen. Da bin ich auf Paracord.eu gestoßen.“

„Ich fing an, mit Nylon-Paracord zu arbeiten, und fand heraus, dass Nylonkordel viel besser funktioniert, weil es weicher ist als Polyesterkordel. Daher ist Paracord 550 im Grunde das einzige Seil, das ich derzeit verwende. Natürlich verwende ich manchmal auch Mikro- und Nanokordel, zum Nähen und Verzieren oder für dünnere Armbänder.“

Keine gemeinsame Liebe für Paracord

Mathias stammt aus einer kreativen Familie. Väterlicherseits sind sie alle Keramikkünstler. Mathias nutzt seine Kreativität für sein Paracord-Hobby, aber wie steht es mit seinen Töchtern? „Meine jüngste Tochter steht nicht auf Paracord. Sie findet es lächerlich und hält mich für einen Nerd. Sie sagte: ‚Entweder sitzt er vor dem Computer oder er knüpft Knoten.‘ Ich habe ihr etwas gezeigt, das ich mit Paracord gemacht habe und auf das ich stolz bin, und ich fragte sie, ob es schön sei. Sie antwortete: ‚Ja, klar, was auch immer‘.“ Mathias grinst.

„Irgendwann habe ich versucht, meiner älteren Tochter einige einfache Knoten beizubringen, damit sie einen Teil der Bestellungen für mich erledigen konnte. Es funktionierte, solange ich ihr viel bezahlte. Für mich hat es sich also letztendlich nicht wirklich gelohnt.“ Er lacht laut. „Manchmal, wenn ich sehr beschäftigt bin, hilft mir meine Frau beim Packen und Sortieren, aber im Grunde mache ich das allein. Meine Familie und ich haben andere Interessen, die wir teilen.“

Organisieren der Knotgames

2018 wurde Mathias gebeten, bei der Organisation der Knotgames mitzuhelfen. „Richard, ein Brite von der Marke Knotparacord, kam auf mich zu. Er sagte: ‚Du bist in dieser Community gut vernetzt, was hältst du davon, eine Art Wettbewerb zu organisieren?‘“

„Es war nur eine Idee, etwas zu schaffen, das Spaß macht. Wir fingen an, Ideen auszutauschen und überlegten uns einen Namen und ein Format. Wir haben alles gemeinsam gemacht: Sponsoren gesucht und den Versand und andere Kosten selbst übernommen. Zum Glück hatten wir ein paar treue Hauptsponsoren, auf die wir aufbauen konnten.“

Im Laufe der Jahre wuchs die Teilnehmerzahl. Nicht nur die Outdoor-Leute nahmen teil, auch die Haustier-Community fand ihren Weg zu uns. „Es war interessant zu sehen, dass es eine ganze Gruppe von Paracordern gab, die keine Ahnung hatten, was auf unserer Seite des Tisches, auf der Seite der Schlüsselbänder und Armbänder, vor sich ging. Es gab keine Kommunikation zwischen diesen beiden Gruppen. Ich war überrascht. Wir beschlossen, eine Runde speziell den Haustieren zu widmen, das war sehr erfolgreich.“

Nach ein paar Jahren teilte Richard Mathias mit, dass er nicht genug Zeit habe, um die Knotgames weiter zu organisieren. Mathias koordiniert sie seitdem alleine, aber die Einsendungen werden von einer Gruppe von etwa fünf Juroren beurteilt. „Es gab schon Jurymitglieder aus Russland, Kanada, den USA, den Niederlanden, Deutschland, Indonesien und so weiter. Es ist fantastisch!" Mathias strahlt, wenn er über die Zusammenarbeit mit anderen Menschen aus der Community spricht. „Wenn wir die Einsundungen bewerten, gibt es viele Diskussionen, und am Ende sind wir uns alle einig über die Gewinner.“

Nachlassendes Interesse

„Letztes Jahr war schwierig. Es gab einige Runden mit rückläufigem Interesse, sodass ich einige Runden neu starten musste. Wir haben es kaum geschafft, genügend Einsendungen zu bekommen. Ich überlege, was ich dieses Jahr anders machen sollte.“

„Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, sehe ich, dass es immer eine bestimmte Gruppe gibt, die gewinnt. Sie sind extrem gut, was soll ich also tun? Ich möchte sie nicht ausschließen, aber für Amateure wurde die Teilnahme zu schwierig, was nie beabsichtigt war.“

Er schweigt einen Moment und denkt über Lösungen nach. „Vielleicht müssen wir den Wettbewerb in bestimmte Level aufteilen, aber wie? Das geht nur, indem man die Teilnehmer sich selbst einstufen lässt. Dann muss man darauf vertrauen, dass die Leute im Sinne des Spiels teilnehmen und nicht um zu gewinnen.“

„Sagt mir, was ihr wollt, gebt mir Feedback!“

„Es ist keine Weltmeisterschaft, aber es ist ein Ereignis. Eine tolle Veranstaltung!“ sagt Mathias begeistert. „Jeder sollte in der Lage sein, teilzunehmen und voneinander zu lernen. Ich bin ein sozialer Mensch und möchte eine Gemeinschaft rund um Paracord aufbauen. In meinem Beruf als Diplomat geht es vor allem darum, Netzwerke zu schaffen. Familie, Freunde und Beziehungen sind im Grunde die einzigen Dinge, die für mich im Leben einen Wert haben. Man wird glücklich sterben, wenn man viele interessante Menschen getroffen hat, nicht wenn man nur viel gearbeitet hat.“

Sechste Auflage der Knotgames

Diesen Herbst wird Mathias sein Bestes geben, um die sechste Auflage der Knotgames zu organisieren. Was können wir erwarten? „Ich denke, dieses Jahr müssen wir etwas anders machen, es muss kompakter sein. Ich glaube nicht, dass wir über drei oder vier Runden mit jeweils drei oder vier Wochen reden. Das wäre zu langwierig und die Leute würden das Interesse verlieren. Ich möchte also etwas mit einer kürzeren Zeitspanne machen. Und vielleicht noch mehr „Boom“ in die Veranstaltung bringen.“ Er bewegt seine Hände enthusiastisch.

„Ich möchte der Paracord-Community sagen, dass ich offen für Ideen bin. Jedes Jahr stelle ich mir die Frage: Soll ich es wieder machen? Gibt es ein Interesse? Sagt mir, was ihr wollt, gebt mir Feedback! Wir werden nicht überleben, wenn es der Community hinter Paracord nicht gefällt. Es ist eine Community-Veranstaltung, ich genieße die Interaktion mit dem Publikum. Wie verbreite ich die Botschaft? Bitte helfen Sie mir.“

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